Ich werde oft gefragt, was Counseling eigentlich ist. Noch spannender ist es dann, das artCounseling zu erklären. Mit diesem Blogartikel ist hier und heute eine gute Gelegenheit Licht ins Dunkel zu bringen.
Warum ich nicht in einem Raumschiff mitfliege...
Der Begriff „Counseling“ ist in unserem Sprachgebrauch noch nicht verbreitet und im Prinzip ist es so, dass ich mich an keine Situation erinnern kann, wo ich mich nicht in ausschweifende Erklärungen stürzen musste. Die erste Eingebung ist oft, es hätte etwas mit verkaufen zu tun, Englisch: „to sell“.
Oft wird sich im Spaß an die Star Trek Folgen mit Jean-Luc Picard, Commander Riker und seiner späteren Ehefrau Counselor Deanna Troi erinnert. Counselor Troi hatte an Bord die Funktion helfend zu vermitteln, mit Empathie zu beraten. So sehr es mich reizen würde, die Weiten des Weltraums zu erforschen, ist meine Berufung ganz irdischer Art und mitten im Leben.
Was steckt hinter dem Begriff Counseling?
Counseling ist in England oder den USA ein eingängiger Begriff für eine pädagogisch-therapeutische Tätigkeit. Diese Beratungsform wurde aus den Grundlagen der Humanistischen Psychologie, des systemischen Denkens und der Erwachsenenbildung entwickelt. Im Vordergrund steht das persönliche Wachstum.
In folgendem Kontext wird Counseling maßgeblich eingesetzt:
der Persönlichkeits- und Strukturentwicklung
der Erziehungs-, Lebens-, Ehe- und Partnerschaftsberatung
der schulischen oder beruflichen Förderung/Orientierung
der Erwachsenenbildung
der beruflichen und sozialen Rehabilitation
der Prophylaxe
der Gesunderhaltung
der Analyse und der Veränderung von persönlichen Lebensplänen und -zielen
der Krisenbewältigung
Counseling hilft sowohl vorbeugend, als auch dann, wenn Verhaltensweisen hinterfragt oder verändert werden sollen. Durch einen stetigen, reflektierenden Lernprozess ist es möglich, hinderliche Konzepte oder Glaubenssätze durch andere zu ersetzen.
Durch den immer schneller ablaufenden lebenslangen Wandel der persönlichen und beruflichen Anforderungen kommt es immer häufiger zu Stresserscheinungen bis hin zum Burnout. Counseling bietet dabei lösungsorientiertes Lernen durch die Verbindung kognitiver, emotionaler und aktionaler Lernebenen an. Counseling stärkt so auch die Resilienz.
Oberstes Gebot ist hierbei für mich, ganz in meiner Aufmerksamkeit zu sein und meinem Gegenüber zugewandt und mit Empathie zu begegnen. Ich nenne das für mich "mit dem
Herzen hören".
artCounseling – die Kraft des künstlerischen Tuns nutzen
Beim artCounseling werden Methoden aus der Kunst- und Gestaltungstherapie in vielfältiger Weise genutzt. Dieses Konzept der „art therapy“ kam durch Elisabeth Tomalin (* 1912 Dresden; † 2012 London) von England nach Deutschland.
Was mich bei der Entscheidung für das artCounseling maßgeblich bestärkt hat, war, dass Elisabeth Tomalin, wie ich auch, Textildesignerin war/ist. Der Gedanke, eine Brücke schlagen zu können zwischen Textildesign und Counseling, schien wie für mich gemacht. Genau diese Herangehensweise bereitet mir viel Freude, weil alle meine Ausbildungen aus dem Designbereich (Farbenlehre, Wahrnehmungslehre, Darstellungstechnik,...) und dem Counseling zusammenlaufen und ich daraus eine Arbeit erschaffen kann, die sich aus der Vielfalt dieser beiden Pole ergibt.
Ich kann individuelle Settings (Sitzungen) gestalten, um spielerisch im künstlerischen Tun eine Hilfestellung bei Problemen zu geben. Doch nicht nur bei Problemen oder Krisen auf dem Lebensweg kann das artCounseling unterstützen, sondern auch wenn es darum geht, mit sich selbst besser umzugehen, Stärken zu erkennen, Ressourcen zu nutzen und Resilienz zu erleben.
Aus dem tiefenpsychologischen Ansatz von C.G. Jung und Elisabeth Tomalin in Verbindung mit der Themenzentriert Interaktionellen Methode (TZI) von Ruth C. Cohn entstand die "Art therapy".
Wichtig ist, dass die künstlerische Arbeit im ersten Schritt kein „Muss“ ist, um Klienten zu beraten. Teilweise gilt es auch die Hürde zu überwinden, die viele in Bezug auf ihr künstlerisches Talent haben. Für das artCounseling muss man in keinster Weise gut malen oder zeichnen können. Der spielerische Umgang in der künstlerischen Arbeit ist der Weg, die erlangten Einsichten das Ziel. Eines muss ganz klar sein, beim artCounseling handelt es sich nicht um einen „Malkurs“. Die Kunst dient dabei nur der leichteren Annäherung an eine Problemstellung.
„Kunsttherapie ist der Seele dienend angewandte Kunst.“ (Klaus Lumma)
Seit etwa 2000 spielt die systemische Kunst- und Gestaltungstherapie nach Gisela Schmeer eine entscheidende Rolle in dieser Fachrichtung zur Struktur- u. Persönlichkeitsentwicklung.
Die Methoden des artCounseling
Die Arbeit mit den Methoden der Kunst- und Gestaltungstherapie/artCounseling konzentriert sich auf folgende Schritte:
Der Einstieg in die Arbeit des artCounselings ist sehr vielfältig. Das kann eine Fantasiereise, eine Geschichte, ein Gedicht, die Auswahl von Bildern/Postkarten, ein Musikstück sein. Es wird meist mit Resonanz- oder Initialbildern gearbeitet, die im weiteren Verlauf im Gespräch hinterfragt werden. Die Art und Weise, wie diese Bilder entstehen, ob es Collagen sind, gegenständliches Malen, Skizzen, Farbflächen, liegt allein am Impuls desjenigen, wie er sich ausdrücken möchte. Oftmals wird auch mit den Händen gestaltet, mit Ton, Sand oder bei einem Spaziergang gesammelten Naturmaterial.
Ein wichtiges Feld ist dabei auch die Biographiearbeit, bei der die Kindheits- und Jugendjahre liebevoll betrachtet werden. In dem Erkennen des eigenen Lebensweges lässt sich eine große Einsicht ziehen, was Verhaltensmuster oder Blockaden angeht. Die kunsttherapeutische Herangehensweise arbeitet dabei sehr subtil und meist kommen erst nach der Sitzung Gedankenprozesse in Gang, die lange nachhallen.
"Kunst- und Gestaltungstherapie / artCounseling ist eine Möglichkeit, spontane schöpferische Energien zu beleben und die eigene Seelenmitte - das Selbst - zu finden." (Elisabeth Tomalin)
Hier noch einige Buchtipps, falls du dich weiter informieren möchtest:
Brigitte Michels, Dagmar Lumma und Klaus Lumma: Quellen der Gestaltungskraft
Fanita English: Ein Leben mit der Transaktionsanalyse
Gisela Schmeer: Krisen auf dem Lebensweg - Psychoanalytisch-systemische Kunsttherapie
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