
Das „Montagsfunkeln“ zum Start in die Woche. Heute zum Thema „Traumbilder“ mit dem Gedicht „Traum“ von August Stramm (1874 – 1915) und einem Zitat von Victor Hugo (1802 – 1885).
In diesem Montagsfunkeln geht es um den Traum, die Traumwelten, die wir Nacht für Nacht mehr oder weniger wahrnehmen und im Gedächtnis behalten. Die Nacht mit ihren Traumbildern ist ein geheimnisvoller Raum, in dem sich Realität und Imagination vermischen. Wie ein leuchtendes Aquarium birgt sie schwebende Bilder, flüchtige Gedanken und flüsternde Stimmen. Träume tauchen auf, treiben umher, lösen sich auf, mal sanft, mal stürmisch, manchmal auch beängstigend und verwirrend. Träume sind mehr als flüchtige nächtliche Bilder, sie sind Tore zu unserem tiefsten Inneren.
Das Gedicht Traum entfaltet sich in einem rauschhaften Strom von Eindrücken, der uns mit sich reißt. Sterne winden sich durch Büsche, Worte plätschern, Düfte und Schauer stürzen herab. Die Sprache ist nicht geordnet, nicht gezähmt, sondern pulsierend und drängend, fast atemlos. Die Worte führen mitten hinein in das flirrende, strömende Reich des Traums, wo „die Nacht in tiefe Dunkelheit fällt“.
Diese Verdichtung und Übersteigerung der Wahrnehmung sind Ausdruck des Expressionismus, einer Kunstströmung des frühen 20. Jahrhunderts, die sich gegen Rationalität und Harmonie stellte. Stattdessen suchten expressionistische Dichter wie August Stramm nach einer unmittelbaren Ausdrucksweise für innere Zustände. Oft mit heftigen Bildern, starken Kontrasten und einer dynamischen, fast explosiven Sprache.
Auch im Gedicht Traum findet sich diese Rastlosigkeit. Es gibt keine klaren Übergänge, keine sanften Verknüpfungen, stattdessen ruckartige Bewegungen, jähe Wendungen, einen Sturz ins Ungewisse. Die Nacht erscheint nicht als beruhigende Dunkelheit, sondern als Sog, als Strudel der Eindrücke, in denen das „Ich“ versinkt.
So wird der Traum zu einem Spiegelbild der modernen Seele: zerrissen, suchend, überwältigt von der eigenen Innenwelt. Der Expressionismus wollte genau dies sichtbar machen. Das Ringen mit der eigenen Existenz, die Intensität der Empfindung, das Ungezügelte der menschlichen Psyche.
Seit der Blütezeit des Expressionismus zwischen 1905 und 1925 sind jetzt über 100 Jahre vergangen. Ich frage mich, wo stehen wir heute in der Auseinandersetzung mit uns, unserem Innenleben, dem Unterbewusstsein, unseren Traumwelten? Während die Expressionisten mit deutlicher Sprache und starken Bildern nach einem unmittelbaren Ausdruck innerer Zustände suchten, hat sich unsere heutige Wahrnehmung verschoben.
Die digitale Welt erzeugt eine Flut an Reizen, die wenig Raum für ungestörte Innenschau lässt. Träume sind oft nur noch flüchtige Randnotizen, überlagert von der ständigen Verfügbarkeit von Informationen und Ablenkungen. Doch gerade in dieser Flut an Eindrücken wächst die Sehnsucht nach Stille. Nach Räumen, in denen wir unsere innere Welt wieder wahrnehmen und ihr Ausdruck verleihen können.
Ich freue mich über einen Kommentar und deine Gedanken zu diesem Montagsfunkeln❤️.
Den ganzen Monat geht es im Montagsfunkeln um das Thema „Tiefe und Transformation“, und auch im Rahmen der Farbkreisreise Violett gibt es ab 09.03.2025 eine Schreib-Challenge mit dem Titel „Die Farbe der Nacht“.
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Ich würde mich freuen, wenn du einmal vorbeischaust und vielleicht sogar mitmachst.
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Montagsfunkeln „Traumbilder“
Diesen Beitrag zum Thema „Traumbilder“ findest du hier in meinem Instagram-Account. Ich freue mich über deinen Kommentar❤️.
Gedicht von August Stramm
Traum
Durch die Büsche winden Sterne
Augen tauchen blaken sinken
Flüstern plätschert
Blüten gehren
Düfte spritzen
Schauer stürzen
Winde schnellen prellen schwellen
Tücher reißen
Fallen schrickt in tiefe Nacht.
August Stramm (1874 – 1915)
Zitat von Victor Hugo
Der Traum ist das Aquarium der Nacht.
Victor Hugo (1802 – 1885)
Informationen zu den Autoren

August Stramm
* 29. Juli 1874 in Münster
† 1. September 1915 bei Horodec, Belarus im Ersten Weltkrieg
deutscher Dichter und Dramatiker des Expressionismus
stand unter Einfluss des italienischen Futurismus und war eng mit Herwarth Walden, dem Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm, befreundet
bekannteste Werke: Gedichtsammlungen „Du: Liebesgedichte“ (1915) und „Tropfblut“ (1919), die posthum veröffentlicht wurden
Ausführliche Informationen zu August Stramm findest du hier.
Bildquelle: wikipedia
Lizenz: Gemeinfrei

Victor Hugo
* 26. Februar 1802 in Besançon
† 22. Mai 1885 in Paris
französischer Dichter, Schriftsteller, Dramatiker und Politiker
führender Vertreter der französischen Romantik. Seine bekanntesten Werke sind „Les Misérables“ (1862) und „Notre-Dame de Paris“ (1831)
früher Royalist, später jedoch ein überzeugter Republikaner
setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein
musste aufgrund seiner politischen Ansichten 1851 ins Exil gehen, kehrte 1870 nach Frankreich zurück
Ausführliche Informationen zu Victor Hugo findest du hier.
Bildquelle: wikipedia
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Nähere Informationen zum Montagsfunkeln findest du hier:
Zur Frage: „Was ist das Montagsfunkeln überhaupt?“, in meinem Blogartikel „Das Montagsfunkeln als kreativer Wochenstart“. | Eine Übersicht der Beiträge vom Jahr 2022 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2022: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form“. | Eine Übersicht der Beiträge vom Jahr 2023 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2023: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form“. | Eine Übersicht der Beiträge vom Jahr 2024 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2024: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form“. |

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