Das Leben ist eine Reise, die nicht immer glatt verläuft. Jeder von uns wird früher oder später mit Herausforderungen, Rückschlägen und Schwierigkeiten konfrontiert. Doch auch bei alltäglichen Dingen neigen wir oft dazu, uns in den negativen Aspekten zu verlieren und die Welt durch eine düstere Linse zu betrachten. Kleinigkeiten reichen manchmal aus, um gleich das große Ganze in Frage zu stellen. Je nach Naturell ist dieses Verhalten unterschiedlich stark ausgeprägt. Ist das "Glas halb leer" oder ist das "Glas halb voll"? Welcher Gruppe würdest du dich zuordnen?
In unserem jetzigen Lebensverständnis scheinen negative Gefühle, wie Angst, Wut, Trauer teilweise auch einfach keinen Platz mehr zu haben oder haben zu dürfen. Optimistisch, positiv, das ist es, wie wir an die Dinge herangehen sollen. Auf die Nachfrage "Alles gut?", soll bitte nur ein "Ja" kommen. Wir sollen manifestieren, an unserem Mindset arbeiten, dem Glück auf die Spur kommen, doch was, wenn das nicht geht? Wohin mit der Traurigkeit, der Einsamkeit, dem Ärger, wenn alles immer wie glattgebügelt aussehen soll? Wenn wir mit großen Sorgen kämpfen und alles schwierig erscheint, ist es manchmal schwer bis unmöglich aus dem Gedankenkarussell wieder herauszukommen.
Wohin also mit den schwarzen, dunklen Gefühlen? In diesem Artikel nähern wir uns dem Begriff der "Schwarzmalerei" von Seiten der Kunst und der Geschichte hinter dem Wort "Schwarzmalerei". Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der heutigen Bedeutung der Schwarzmalerei. Vielleicht können wir sie nutzen, um einen Anknüpfungspunkt an hoffnungsvollere Gedanken zu finden, indem wir "dem Schwarz in uns" einen gebührenden Platz einräumen?
Ursprung des Begriffs "Schwarzmalerei"
Im Begriff "Schwarzmalerei" steckt zuerst natürlich die Farbe "Schwarz". Als Wortkombination "Schwarzmalerei" taucht der Begriff vereinzelt in der Malerei und den Anfängen des Buchdrucks, der damals sogenannten "Schwarzen Kunst" auf, nicht zu verwechseln mit den schwarzen Künsten in der Magie.
In der Malerei des 16. Jahrhunderts verwendeten Künstler dunkle Farben wie Schwarz, Braun und Dunkelgrau, um düstere oder tragische Szenen darzustellen. Diese Gemälde erzeugten oft eine melancholische Atmosphäre und vermittelten ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Die Künstler wollten die düsteren Seiten des Lebens einfangen und damit eine gewisse Realitätsnähe erreichen.
Das Mittelalter (500 bis 1500) wurde zum Beispiel auch als die dunkle Zeit, als finsteres Mittelalter bezeichnet. Finster und dunkel war auch die Farbe Schwarz, verbunden mit Tod, Trauer und Nacht. Im Spätmittelalter, zu Zeiten der Pest (1346 und 1353), auch der "Schwarze Tod" genannt, war Schwarz eine Farbe der Angst und des Schreckens.
Schwarz hatte innerhalb der Malerei schon immer eine Sonderstellung. Die Schwarzmalerei nutzte die starken Gegensätze von Licht und Schatten und stellte diese teilweise auch übertrieben dar. Rembrandt (*1606 - †1669) nutzte diese Kontraste als einer der ersten Künstler im 17. Jahrhundert.
Weitere berühmte "Schwarzmaler" in früheren Jahrhunderten wie Johann Heinrich Füssli (1741-1825), Édouard Manet (1832-1883), Simon Vouet (1590-1649), Diego Velázquez (1599-1660) und Bartolomé Esteban Murillo (1617-1682) verwendeten die Farbe entweder als Akzent, großflächig für Hintergründe oder in der Bekleidung ihrer Figuren.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts vollzog sich in Frankreich dann ein Wandel hin zur Hellmalerei. Diese sollte eine neue Art der Malerei etablieren, die als Grundbedingung hatte, dass es sich um Naturstudien im Freien handelt.
Die Gemälde sollten lichtvoller, heller und naturgetreuer erscheinen. Zudem ist die Hellmalerei verknüpft mit dem Aufbruch in die Zeit der Aufklärung. Das Licht soll ins Dunkel kommen, Wissenschaft und Bildung, Individualismus und Menschenrechte waren auf dem Vormarsch.
Ihre ersten Vertreter in Frankreich sind Jules Bastien-Lepage, Léon Augustin Lhermitte, Giuseppe De Nittis, in Deutschland Fritz von Uhde und Walther Firle.
Im Buchdruck bezieht sich der Begriff "Schwarzmaler" oder "Schwarzkünstler" auf die Arbeiter in der Druckerei, die für die Gestaltung und Herstellung von Druckstöcken und -platten verantwortlich waren. Der Schwarzmaler war im 15. Jahrhundert eine wichtige Figur in der Gutenberg-Ära, als der Buchdruck mit beweglichen Lettern entwickelt wurde. Seine Aufgabe bestand darin, die Buchstaben und Grafiken auf den Druckstöcken mit schwarzer Farbe einzufärben. Dazu verwendeten sie spezielle Farben, die oft auf Rußbasis hergestellt wurden. Der Ruß wurde mit Bindemitteln wie Leim oder Öl vermischt, um eine dichte und gleichmäßige Farbe zu erzeugen.
Schwarzmalerei im Alltag und ihre Folgen
In unserer modernen Sprache hat sich die Bedeutung des Begriffs "Schwarzmalerei" gewandelt. Es wird damit eine pessimistische Sichtweise oder eine übertrieben negative Einstellung beschrieben. Menschen, die ständig schwarz malen oder schwarz sehen, betrachten ihre Lebensumstände durch eine Linse der Hoffnungslosigkeit.
Sie sind oft nicht in der Lage, positive Aspekte in schwierigen Situationen zu erkennen oder den Antrieb aufzubringen, sich aus diesem Tal zu befreien.
Diese Tendenz zur Schwarzmalerei kann sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken, sei es auf zwischenmenschliche Beziehungen, berufliche Herausforderungen oder persönliche Ziele.
Menschen, die zu ständiger Schwarzmalerei neigen, vermeiden oft Risiken, da sie in jedem Vorhaben nur die möglichen negativen Ergebnisse sehen. Dies kann dazu führen, dass sie Chancen verpassen, die sich aus neuen Erfahrungen oder Möglichkeiten ergeben könnten. Ihre Fähigkeit, innovativ zu sein und Wachstum anzustreben, wird stark eingeschränkt, da sie oft in ihren alten Denkmustern und Ängsten gefangen sind.
Die Auswirkungen der Schwarzmalerei erstrecken sich über die gesamte Gefühlswelt und somit auch auf das emotionale Wohlbefinden. Indem sich nur auf die vermeintlich negativen Aspekte konzentriert wird, neigen diese Menschen dazu, sich gestresst, ängstlich und niedergeschlagen zu fühlen. Ihre Wahrnehmung ist verzerrt und selbst wenn positive Ereignisse eintreten, können sie diese nicht vollständig genießen oder schätzen. Der leise Zweifel bleibt und nagt am eigenen Selbstbild.
Die Poesie des Pessimismus ist die Lebensfreude.
Frank Wedekind (1864 - 1918)
Schwarzmalerei und Schönfärberei im Gleichgewicht
Im kompletten Gegensatz zur Schwarzmalerei steht die übertriebene Schönfärberei. Beide Extreme tun nicht gut, weil sie meist nicht die Realität abbilden. Sie sind Scheinbilder unserer Glaubenssätze, wie unser Leben zu sein hat, ohne das Dazwischen anzuerkennen. Zwischen dem Schwarz der Schwarzmalerei und dem Weiß der Schönfärberei gibt es unzählige Grautöne, die alle ihre Berechtigung haben. Der Boden der Tatsachen in ein Geflecht aus Schwarz und Weiß, aus Gut und Böse, aus Pech und Glück.
Es ist wichtig, eine realistische Sichtweise auf die Ereignisse zu finden, die im Leben auf uns einströmen. Niemand kann dauerhaft in einer Welt der Positivität leben, die nur aus Glücksmomenten und Erfolgen besteht. Genauso wenig wie in einer Welt der permanenten Negativität, die sich von Misserfolgen und schlimmen Ereignissen nährt. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu finden und sich bewusst zu sein, dass sowohl positive als auch negative Aspekte im Leben existieren.
Wie das Prinzip von Yin und Yang besagt, brauchen beide Aspekte einander, um ein großes Ganzes zu bilden. Yin und Yang ist ein Konzept aus der chinesischen Philosophie, in der es um die dualistische Natur des Universums geht.
Yin und Yang stehen für sich ergänzende und sich ausgleichende Kräfte. Yin steht für das Dunkle, Passive und Weibliche, während Yang das Helle, Aktive und Männliche symbolisiert.
Um es in unseren Sprachgebrauch zu übertragen: Jeder Glückspilz hat auch einen Pechvogel auf seinem "Hut" sitzen und umgekehrt. Wenn Du gerade ein Glückspilz bist, dann musst du dich ganz bestimmt nicht auf die Suche nach dem Pechvogel machen. Der darf ruhig stumm mit dabeisitzen.
Wenn du dich aber als ausgesprochener Pechvogel fühlst, dann macht es Sinn, ganz genau hinzusehen: Wo steckt das kleine Quäntchen Glück, ein bisschen Freude und ein Funkeln? Sitzt du vielleicht darauf und siehst es nicht? Das in schweren Zeiten umzusetzen, ist jedoch schwer, manchmal scheint es unmöglich. Dennoch steckt unter dem großen, schwarzen Vogel immer ein Versuch, einen Hauch von Licht zu finden.
Die Kunst, der Schwarzmalerei entgegenzutreten
Für diejenigen, die sich in der Spirale der Schwarzmalerei befinden, kann es hilfreich sein, Techniken aus der positiven Psychologie anzuwenden. Dies umfasst die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf positive Ereignisse, das Erleben von Dankbarkeit und die Entwicklung von Resilienz, um Herausforderungen konstruktiv anzugehen.
Letztendlich birgt das Festhalten an negativen Gedanken die Gefahr, das volle Potenzial seines Lebens zu verpassen, quasi dem eigenen Lebenszug immer nur hinterherzusehen, statt vorne als "Lokführer" die Route zu wählen. Uns geht gewissermaßen ein Stück Selbstwirksamkeit verloren, wenn wir nur "Mitfahrer" sind.
Die Kraft des positiven Denkens kann als Gegenspieler zur Schwarzmalerei gesehen werden und setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen.
Am wichtigsten erscheinen mir:
➡Vertrauen
in die eigenen Stärken, kurz Selbstvertrauen
in die Hoffnung einer positiven Veränderung
in Mitmenschen, die es gut mit einem meinen
➡Motivation
eigene Ideen und Pläne umzusetzen
seine Lebensträume anzugehen
jeden Morgen dankbar aufzustehen
das Beste aus jedem Tag zu machen
➡Glaube
an sich selbst
an die eigene Lebenskraft
eventuell in Form einer Religion oder Spiritualität, die Kraft gibt
➡Begeisterung
das Leben auszukosten
neue Dinge erlernen zu wollen
neuen Umständen offen zu begegnen
➡Inspiration
in neuen Dingen finden
nutzen, um neugierig zu bleiben, wissbegierig zu sein
im Kontakt mit anderen Menschen erleben
➡Glück
annehmen
nicht bewerten und auch kleine Glücksmomente als solche erkennen
wertzuschätzen, zu mehr Dankbarkeit finden für alles Gute, was einem widerfährt, sei es auf den ersten Blick noch so klein und unbedeutend
Die Fähigkeit, sich von negativen Gedanken zu lösen und einen ausgewogenen Blick auf seine Lebenswelt zu entwickeln, kann nicht nur die psychische Gesundheit verbessern, sondern auch die Türen zu neuen Möglichkeiten öffnen und tiefere zwischenmenschliche Verbindungen ermöglichen.
Die Kunst und Schwierigkeit zugleich ist es, in den dunkelsten Momenten unseres Lebens immer noch etwas Gutes zu entdecken. Inmitten der Schwierigkeiten das Licht zu finden und daraus zu wachsen.
Hier ein paar hilfreiche Punkte, die einen Gegenpol zum pessimistischen Schwarzmalen setzen können:
Perspektivenwechsel: Schwarzmalerei erfordert einen Perspektivenwechsel. Statt sich nur auf das Negative zu fokussieren, können wir versuchen, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Oft finden sich darin versteckte Chancen, die uns helfen können, zu wachsen und uns weiterzuentwickeln.
Selbstreflexion: Schwarzmalerei fordert uns ab, unsere eigenen Denkmuster zu hinterfragen. Indem wir unsere negativen Gedanken und Überzeugungen erkennen und bewusst ändern, können wir eine optimistischere Einstellung entwickeln und so vielleicht neue Möglichkeiten entdecken.
Resilienz: Im Kampf gegen die Schwarzmalerei entsteht auch Resilienz, Widerstandskraft. Indem wir uns den Herausforderungen stellen und uns von Rückschlägen nicht entmutigen lassen, wird unsere Widerstandsfähigkeit gestärkt.
Dankbarkeit: Selbst in den schwierigsten Zeiten gibt es oft etwas, wofür wir dankbar sein können. Oft ist dieses "Etwas" ganz leise und fast nicht hörbar. Indem wir uns auf die kleinen, positiven Aspekte unseres Lebens konzentrieren, sind diese auch noch so unscheinbar, können wir daraus vielleicht eine optimistischere Sichtweise finden.
Schwarzmalerei als Kreativprojekt im artCounseling
Die Schwärze um uns, die Schwärze in uns gehört zu unserem Leben. Wenn wir es schaffen, ihr einen Platz einzuräumen, sie zu sehen, dann kann sie sich nicht übermächtig wie ein Mantel über unser ganzes Leben breiten. Zu verstehen, dass in der Schwärze auch eine Möglichkeit zum Neuanfang, ein Lichtblick, eine Lebenswegänderung liegen kann, ist der erste Schritt, sich aus der Schwarzmalerei herauszukämpfen.
Auf viele Dinge haben wir keinen Einfluss. Krankheit, Tod, Trennung und viele mögliche Schicksalsschläge können uns aus der Bahn werfen. Meine Botschaft, die ich für mich dazu gefunden habe lautet:
Unsere Lebenszeit ist begrenzt, doch unser Lebensweg gehört uns.
Susanne Heinen
Ich möchte gerne genauer hinsehen, den Blick am Ende jeden Tages auf den Lichtblick des Tages werfen. Kleine Glücksmomente, Zufriedenheit, Dankbarkeit in den Vordergrund stellen. Aus diesem Grund startet im Frühjahr 2025 mein Kurs mit dem Titel:
"Schwarzmalerei - Die Schwärze in mir findet ein Licht".
Keine Farbe hat so eine enorme Aussage im Kontrast wie Schwarzweiß. In diesem Kreativkurs widmen wir uns, ähnlich einem Tagebuch, täglichen Aufgaben und Reflexionen. Wir arbeiten ausschließlich mit der Farbe Schwarz auf Weiß und ergänzen dazu unsere Lichtfarben.
Dieser Kurs ist kleinformatig angelegt und vom Material ganz leicht umsetzbar, auch wenn du ansonsten nicht kreativ tätig bist. Du musst nicht künstlerisch begabt sein, malen können oder dich sonst mit Kreativem beschäftigen. Hier geht es um die Verbindung einer haptischen Arbeit mit deiner Gefühlswelt, völlig reduziert auf Farbflecken, Farbflächen, Spuren, Punkte oder Linien.
Aus den Schwierigkeiten im Leben etwas Gutes zu ziehen, unsere Perspektive verändern, uns selbst reflektieren, Resilienz und Dankbarkeit entwickeln, können Schritte sein, das Gute selbst in den dunkelsten Momenten finden zu können.
Wenn ich dein Interesse geweckt habe, trage dich gerne auf die Warteliste ein. Du erhältst dann alle Informationen, sobald ich den Kurs mit einem Termin plane.
Es ist sowohl ein Kurs in Präsenz geplant, also offline :-), sowie ein Onlinekurs.
Melde dich jetzt unverbindlich per E-Mail in meiner Warteliste für meinen neuen Kreativkurs an:
"Schwarzmalerei - Die Schwärze in mir findet ein Licht".
Ich freue mich, wenn ich dich in meinem Artikel ein bisschen in die Geschichte der Schwarzmalerei mitnehmen konnte und du vielleicht einen Impuls erhältst, Dinge anders zu betrachten. Falls du Fragen hast, schreibe mir gerne.
Liebe Susanne,
was für ein ausführlicher, kreativer Artikel. Text, Bilder alles wunderschön. Danke