
Heute, am 1. Dezember, startet mit diesem Artikel der Blog-Adventskalender 2024, zu dem ich dich herzlich willkommen heiße. Jeden Tag öffnet sich ein neues Türchen, das dich dazu einlädt, die Adventszeit bewusster zu erleben. Bis zum 24. Dezember erwarten dich täglich kreative Ideen, besinnliche Geschichten, Impulse für kleine Auszeiten und interessante Gastbeiträge.

Zum Start in die Adventszeit möchte ich dir etwas Besonderes vorstellen: die Geschichte des Leporellos, einer Falttechnik mit literarischen und künstlerischen Wurzeln. Gemeinsam gestalten wir ein Mini-Leporello, das dich als kreatives Tagebuch durch die Adventszeit begleiten kann. Jeden Tag wird es dir einen kleinen Rahmen bieten, zu zeichnen, zu malen, zu schreiben oder Wortcollagen einzukleben.
Es entsteht dein persönlicher Adventskalender, den du selbst mit Leben füllst. Das Schöne ist, dass du ohne großen Aufwand und Einkauf direkt loslegen kannst. Selbst an einem Sonntag :-).

Das ist das Türchen 1 von meinem Blog- Adventskalender 2024. In diesem Artikel findest du Informationen zur Geschichte des Leporellos und ich teile eine kleine Anleitung mit dir, wie du mit diesem kleinen Format jeden Tag ein bisschen kreativ sein kannst.
Nachfolgend findest du einen kurzen Einblick zu den Hintergründen des Leporellos. Über das Menü kannst du auch direkt zur Anleitung springen.
Was ist ein Leporello
Falls dir der Begriff "Leporello" noch nie begegnet ist, hier eine kurze Erklärung:
Definition: Ein faltbares Buch oder Heft, das aus einem langen Streifen Papier oder Karton besteht, der in Zickzack- oder Ziehharmonikaform gefaltet ist.
Merkmale:
Struktur: Die spezielle Falttechnik ermöglicht eine kompakte Form, die leicht geöffnet und geschlossen werden kann.
Funktion: Ideal, um mehrere Seiten gleichzeitig zu präsentieren und einen Überblick über die Inhalte zu behalten.
Verwendung: Häufig genutzt in der Kunst, als Skizzenbuch, Tagebuch oder für Präsentationen und kreative Projekte.
Die Geschichte des Leporellos
Neben seiner praktischen und kreativen Nutzung hat das Leporello auch eine interessante historische Verbindung, die bis in die Welt der Oper reicht.
Die Oper Don Giovanni
In Mozarts Oper Don Giovanni tritt die Figur Leporello, der Diener des Titelhelden, mit einer langen Liste in Erscheinung, die er in Zickzackform entfaltet. In einer berühmten Szene der Oper, der sogenannten „Registerarie“ („Madamina, il catalogo è questo“), zeigt Leporello die „Liste der Frauen“, in der Don Giovannis zahlreiche Eroberungen nach Ländern sortiert sind. Diese Liste war später die Inspiration für die Bezeichnung des noch heute bekannten Faltbuchs.
Das Leporello, wie wir es heute kennen, hat somit seinen Namen vermutlich von der Figur Leporello aus Mozarts Oper Don Giovanni. Es besteht aus einem langen Papierstreifen, der in Zickzackform gefaltet ist. Ein Format, das nicht nur praktisch, sondern auch äußerst vielseitig ist. Die Ursprünge dieser Technik liegen jedoch schon viele weitere Jahrhunderte zurück im asiatischen Raum. Besonders viele Informationen habe ich in der Kunstgeschichte Japans gefunden.
Japanische Buchkunst
Schon vor Jahrhunderten wurde diese zickzackartige Falttechnik genutzt, um Geschichten zu erzählen, Kunstwerke zu präsentieren oder Notizen zu sammeln. Besonders in der japanischen Buchkunst finden sich Vorläufer des Leporellos. In Japan wird diese Art der Faltung als Orihon (折本 = gefaltetes Buch) bezeichnet.
Orihon-Bücher waren die historischen Vorläufer moderner Bücher und zeichnen sich durch ihre ziehharmonikaartige Struktur aus. Diese Form bot einen großen Vorteil: Sie konnte viele Informationen auf kleinstem Raum bündeln, ohne unhandlich zu werden. Ideal für Texte, die immer wieder geöffnet und gelesen wurden, wie religiöse Schriften oder Kunstsammlungen.
In Japan gibt es spezielle Workshops, wo man die alte Form des Orihon erlernen kann. Eine Fortführung des Orihon ist übrigens das Origami.
Das japanische Wort "ori" (折, falten) ist in vielen künstlerischen Techniken in Japan als Präfix (Vorsilbe) enthalten. Die Silbe "ori" steht in all diesen Begriffen im Zusammenhang mit dem Thema Falten, Weben oder Gestalten. Es zeigt, wie tief diese Konzepte in der japanischen Kunst und Handwerkskultur verankert sind.
Wenn du etwas tiefer in die Ursprünge dieser Faltkunst eintauchen möchtest, gibt es hier im Klappmenü eine Übersicht:
"Ori" (折, falten)
1. Origata (折形)
Bedeutung: Eine traditionelle japanische Kunst des Faltens von Papier, oft für Geschenke oder Zeremonien verwendet. Origata wird häufig genutzt, um Geschenke stilvoll und symbolisch zu verpacken.
Kulturhistorischer Bezug: Entwickelte sich parallel zu Origami, hat aber stärkere rituelle und soziale Bedeutungen.
2. Orimono (織物)
Bedeutung: Webkunst oder gewebte Stoffe. Es ist eine der ältesten Handwerkskünste in Japan und wird für die Herstellung von Kimonos und anderen Textilien verwendet.
Wurzel: "Ori" (weben) und "Mono" (Ding).
3. Oribana (折花)
Bedeutung: Papierblumen-Faltkunst, bei der Blumen aus Papier gefertigt werden. Dies ist eine Mischung aus Origami und dekorativer Kunst.
Moderne Nutzung: Oft als Dekoration bei Feiern oder Hochzeiten verwendet.
4. Orikata (折方)
Bedeutung: Ein altes System des Faltens, ähnlich wie Origata, aber speziell für den Umgang mit Verpackungen in der Teezeremonie oder anderen höfischen Ritualen.
Historischer Kontext: Wird mit Etikette und Höflichkeit in Verbindung gebracht.
5. Ori-tsuru (折鶴)
Bedeutung: Gefalteter Kranich, eine der bekanntesten Origami-Figuren.
Symbolik: Der Kranich steht in der japanischen Kultur für Frieden, Gesundheit und Langlebigkeit.
6. Orizuru (折鶴)
Bedeutung: Eine spezielle Form des Kranichfaltens, oft in Bezug auf die 1000 Kraniche (Senbazuru), die als Symbol für Wünsche oder Gebete verwendet werden.
7. Ori-e (折絵)
Bedeutung: Gefaltete Bilder oder Szenen, bei denen verschiedene Papierfalten genutzt werden, um Kunstwerke zu gestalten.
Kunstform: Eine Kombination aus Origami und Collagenkunst.
8. Orifu (織布)
Bedeutung: Gewebter Stoff, der aus der Verbindung von "ori" (falten/weben) und "fu" (布, Stoff) besteht.
Verwendung: Wird häufig in handgefertigten Textilien oder Kunsthandwerk genutzt.
Das Leporello heute
In den letzten Jahren erleben Leporellos ein kreatives Comeback, sei es als Skizzenbuch, Tagebuch oder für künstlerische Projekte als Art Journal. Die Kombination aus Flexibilität und Ästhetik macht sie zeitlos. Besonders spannend ist, wie diese historische Faltkunst in moderner Form wieder auflebt und gleichzeitig an ihre traditionsreiche Vergangenheit anknüpft.

Warum also nicht selbst in diese Tradition eintauchen und ein eigenes Leporello gestalten? Mit ein paar einfachen Materialien und etwas Zeit kannst du ein einzigartiges Büchlein erstellen, das dich durch die Adventszeit begleitet. Als kreatives Tagebuch, Inspirationsquelle oder kleiner Moment der Entschleunigung im Alltag. In der nachfolgenden Anleitung siehst du, wie es geht.
Anleitung: Ein Weihnachtsleporello für den Advent
In der folgenden Anleitung erfährst du, wie du ganz einfach ein Mini-Leporello erstellen kannst, dein Weihnachtsleporello. Wenn ich hier Mini-Leporello schreibe, meine ich wirklich klein, nämlich im Format 7 × 7 cm. Das bietet sich so gut an, weil das Papierformat DIN A4 vermutlich in jedem Haushalt verfügbar ist. Eine Fläche von 7 × 7 cm ist zudem nicht überfordernd, sondern überschaubar. Es ist nicht so schwer, sie auszufüllen und dadurch bleibt man eher die 24 Tage dabei.
Materialien:
Papier deiner Wahl im Format DIN A4, z. B. Kopierpapier, Tonpapier, auch kariertes Papier. Es ist alles möglich, da du eventuell Papiere aufklebst oder Farbe aufstreichst. Somit ist der „Untergrund“ vielleicht gar nicht so wichtig.
Wahlweise: Festeres Papier oder dünne Pappe für den Einband
Klebestift
Schere oder Schneidemaschine
Für die Gestaltung: Farben, Stifte, Wortschnipsel aus Zeitschriften, kleine Fotos
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Papierstreifen vorbereiten: Zeichne das Raster mit Bleistift auf dein DIN-A4-Format ein und schneide die Streifen ab. Du hast dann 3 Streifen mit jeweils 4 Feldern mit einem Kleberand am Ende, insgesamt 12 Flächen. Es liegt nun an deinem Geschmack, ob du dieses Leporello vorne und hinten gestalten möchtest oder lieber ein langes Leporello mit 24 Feldern am Stück erstellst.
Kleine Übersicht für die Einteilung.
Wenn du die Vorder- und Rückseite nutzen möchtest, dann wärst du jetzt fertig. Wenn du lieber nur die Vorderseite gestalten magst, bräuchtest du dann noch einmal so ein DIN-A4-Blatt und müssest den Schritt oben wiederholen. Auch wenn du ein Deckblatt oder eine Rückseite möchtest, müsstest du den Streifen noch dementsprechend erweitern.
Falten: Teile den Papierstreifen in gleich große Abschnitte ein (bei DIN A4 sind das 7 × 7 cm) und falte ihn im Zickzack. Achte darauf, dass die Kanten präzise gefaltet sind. Bei dieser Anzahl von Flächen ist es so, dass die erste kleine Seite direkt Tag 1 ist, Tag 13 ist der letzte Tag, bevor du das Leporello wendest. Auf der Rückseite geht es von Tag 14 bis Tag 24 weiter. Am Ende treffen sich im geöffneten Zustand dann der 24. auf den 1. Tag.
Beispiel: Leporello ausmessen und zuschneiden mit Kopierpapier
Beispiel: Leporello aus Tonpapier mit Zahlen zur Verdeutlichung Wahlweise Einband gestalten: Falls du ein Deckblatt möchtest, müsstest du dein Leporello dementsprechend um Flächen erweitern, da dann deine Seite 1 innen liegt. Schneide dann zwei Stücke aus Pappe in der Größe einer Seite zu. Diese werden der vordere und hintere Einband. Gestalte die Einbände nach Lust und Laune – mit Papier, Stoff oder Farbe. Klebe die erste und letzte Seite des Papierstreifens auf die Einbände. Lass den Kleber gut trocknen.
Individuell dekorieren:
Dein Leporello ist bereit. Gestalte es täglich mit kleinen Skizzen, Farben, Collagen oder Gedanken. Du kannst diese kleine Fläche mit wenig Aufwand gestalten und dazu alles an Material nutzen, was dir bereits zu Hause vorliegt. Also Kugelschreiber, Bleistift, Buntstift oder kleine ausgeschnittene Stücke aus der Zeitung, die du verzierst.
Zusätzliche Tipps:
Multimedia: Wenn du magst, kannst du auch kleine Fotos einkleben, z. B. von schönen Momenten oder Orten.
Zitate und Wörter: Halte Ausschau nach inspirierenden Worten in Büchern, Zeitschriften oder online.
Experimentiere: Nutze unterschiedliche Materialien wie Aquarellfarben, Wachsmalstifte, Marker oder sogar Stoffreste.
Warum du mitmachen solltest

Ein Weihnachtsleporello zu gestalten, ist mehr als nur eine kreative Bastelarbeit. Es bietet dir eine wunderbare Gelegenheit, die Adventszeit bewusster zu erleben und einen kleinen Ruhepol in deinen Alltag zu bringen.
Ziel ist es:
dass du täglich einige Minuten findest, um dich nur darauf zu konzentrieren
eine bewusste Pause zu machen und die „Alltagsgedanken“ loslassen
mit den Händen bewusst etwas zu gestalten, was nur den Zweck hat, etwas Schönes für dich zu sein
ohne Bewertung kreativ zu werden
Hier sind ein paar gute Gründe, warum du mitmachen solltest:
Kreative Entschleunigung
Mit Malen, Zeichnen oder dem Einkleben inspirierender Worte, den Kopf freibekommen und den Moment genießen.
Persönlicher Adventskalender
Jeden Tag wird das Leporello ein Stück bunter, voller und persönlicher, ein echtes Unikat.
Ein bisschen Achtsamkeit
Innehalten, über den Tag nachdenken oder einfach intuitiv zu gestalten, eine kreative Form der Selbstfürsorge.
Erinnerung für die Zukunft
Eine bleibende Erinnerung, ein kleines Kunstwerk, das du immer wieder anschauen kannst.
Gemeinschaftlicher Austausch
Vielleicht teilst du deine Ergebnisse mit Freunden oder der Familie und inspirierst sie, ebenfalls kreativ zu werden. Oder du lässt dich von anderen Ideen begeistern und machst daraus eine gemeinsame Aktivität.

Das Weihnachtsleporello wird auch eine Challenge im Rahmen der Farbkreise „Bunt“ im Dezember sein. Hier kannst du weitere Inspirationen finden und auch deine kleinen Seiten des Leporellos als Bild teilen. (Der Link wird ergänzt, sobald der Blogartikel veröffnetlicht ist.)
Kurz gesagt: Mit deinem Weihnachtsleporello schenkst du dir selbst einen kreativen Rückzugsort und vielleicht auch ein neues Ritual für die Adventszeit. Warum also nicht einfach ausprobieren? 😊

Ich wünsche dir viel Spaß mit diesem kleinen Impuls. Falls dir dieses Türchen gefallen hat, freue ich mich sehr über einen Austausch mit dir in den Kommentaren.

Dies war ein Blogbeitrag im Rahmen des Blog-Adventskalenders 2024.
24 magische Tage voller inspirierender Geschichten, kreativer Ideen und festlicher Stimmung.
*unbezahlte Werbung, Eigenbesitz, also selbst gekauft und bezahlt :-).
Liebe Susanne,
was für eine wunderbare Idee. Ich habe noch nie ein Leporello gestaltet und beschlossen mitzumachen. Ich bin begeistert. Bisher ist mir fast immer etwas "zugeflogen", das ich aufnehmen konnte. Es macht mir sehr viel Freude jeden Tag eine Seite zu gestalten.
Vielen Dank!
Liebe Susanne,
ich probiere immer wieder Leporellos, aber irgendwie schaffe ich es nicht, die ordentlich zu falten. Jedenfalls nicht, wenn es mehr als 8 Seiten hat. Ich füge aber gerne kleine in meine großen Journale ein, genauer: Das habe ich schon lange vor!
Danke für den geschichtlichen Hintergrund und den Ausflug in die japanische Faltkunst. Seit der Herbstgoldchallenge verfolgt mich Japan!
Liebe Grüße
Steffi
Liebe Susanne, eine so so so schöne Idee, mit der du deinen Adventskalender beginnst. Ich war letztens erst zu einem Buchgestaltungskurs und dort haben wir auch Leporellos ganz unterschiedlicher Art hergestellt ... von daher greife ich deine Idee gleich auf und bin mit dabei. Was für eine schöne Idee, sich einfach so selbst mit einem eigenen Adventskalender zu beschenken. Ich freue mich schon auf all die vielen schönen anderen Türchen. Herzliche Grüße Umani
Einen schönen 1. Advent wünsche ich dir!
Die Idee, mit einem Leporello durch die Adventszeit zu reisen, finde ich sehr schön und mache gerne mit. Danke für den geschichtlichen Hintergrund.